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The Dissonant Series: Simon Nabatov »Was mein Großvater mir erzählen könnte«
Oktober 8 | 20:00 – 22:00
6 € – 15 €In Situ Art Society presents The Dissonant Series 149
Simon Nabatov »Was mein Großvater mir erzählen könnte«
Angelika Niescier (PL/DE) – Altsaxophon
Pascal Klewer (DE) – Trompete
Shannon Barnett (AU/DE) – Posaune
Axel Porath (DE) – Viola
Nathan Bontrager (US/DE) – Violoncello
Roger Kintopf (DE) – Kontrabass
Alexander Parzhuber (DE) – Schlagzeug
Simon Nabatov (RU/US/DE) – Klavier, Live Elektronik, Komposition
Eintritt: 15 € | 9 € ermäßigt (für Mitglieder der In Situ Art Society: 10 € | 6 € ermäßigt)
Kartenreservierung: tickets@in-situ-art-society.de | Tel.: 0174/1839210
Simon Nabatov: Seit über 20 Jahren kehre ich immer wieder zu einem der Hauptthemen meiner Arbeit als Musiker zurück: dem Komponieren und Realisieren von Projekten, die mit Literatur verknüpft sind, sei es rein instrumental oder mit gesungenen bzw. gesprochenen Texten. Alle bis jetzt entstandenen großformatigen Kompositionen basierten auf Literaturvorlagen russischer oder sowjetischer Autoren, die zu Opfern des totalitären Regimes wurden. Abgesehen von der literarischen Bedeutung und aktuellen Brisanz dieser Werke, hat meine Entscheidung, mich mit solchen Themen zu beschäftigen, einen sehr persönlichen Hintergrund: Mein Großvater Semyon Jakowlewitsch Mindal wurde während der großen stalinistischen Säuberungen verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Ich wuchs mit Geschichten über ihn auf, den Erzählungen von meiner Großmutter und Mutter, die mich schon früh fasziniert und zugleich entsetzt haben. Zweifelsohne hat mich diese überlieferte Familientragödie geprägt und einige meiner späteren Entscheidungen und Aktivitäten beeinflusst.
Mit diesem Projekt möchte ich mich zum ersten Mal direkt mit diesem biografischen Stoff auseinandersetzen, und aus einigen Erinnerungen, Fakten, allgemeinen historischen Begebenheiten und vielen fiktiven Elementen, eine Art Lebensrekonstruktion kreieren. Diese Aufgabe ist besonders kompliziert, da ich dabei meine aus der Kindheit stammende „schwarz-weiße“ Vorstellung von meinem Großvater ablegen und eine viel differenziertere Vorstellung geltend machen muss. Denn mein Großvater, so vielseitig talentiert und charmant, so liebevoll zu seiner Frau und Tochter, war ein Mitarbeiter bei dem NKWD, einem furchteinflößenden Terrorapparat der inneren Sicherheit. Ähnlich wie sich z. B. viele Deutsche mit dunklen Aspekten ihrer Familiengeschichten beschäftigen mussten, so muss und möchte auch ich diese unbequemen Themen angehen. Leider sind diese Probleme heute wieder brisant und, insbesondere in meiner Heimat Russland allgegenwärtig.
Gefördert durch:
• Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW
• Kunststiftung NRW
• Stadt Bonn
Mit freundlicher Unterstützung von:
• Kreuzung an St. Helena – Ein Dialograum für christlichen Kult und zeitgenössische Kultur e. V.
• falschnehmung.de – sachdienliche Betrachtungen zu Visionen und Visuellem, Kultur, Irrsinn und anderen Formen der Wahr-Nehmung (www.falschnehmung.de)
• Drumcenter Köln (www.drumcenter.de)
• PanRec – a video label for jazz and improvised music (www.panrec.com)
Bild: Anna Cherednichenko